Sie sind Architekt*in und werden als Generalplaner*in mit einem Projekt beauftragt, das BIM einfordert? Da Sie mit BIM bisher nichts zu tun hatten, fragen Sie sich, welche Aufwände und Kosten auf Sie und Ihr Planungsteam zukommen. Und welche Probleme dabei auftauchen können. Genau darüber schreibe ich in diesem Beitrag.
Wissen was BIM ist
Der BIM Kosmos strotzt vor Anglizismen und Abkürzungen, die ein Außenstehender nur schwer versteht. Wir empfehlen daher zu Beginn einen Workshop, indem wir alles Wichtige zu BIM erklären:
- Wie läuft ein Projekt in BIM ab?
- Welche Rollen und Aufgaben gibt es dabei?
- Welche Normen spielen eine Rolle?
- Welche Werkzeuge kommen dabei zum Einsatz?
Wenn Sie alles Grundlegende zu BIM wissen wollen und auch ein Zertifikat benötigen, um für künftige Projekte ihr Wissen nachzuweisen, gibt es den Kurs “BIM-Foundation” von der Building Smart. Dieser Kurs dauert 2 Tage und schließt mit einer Multiple Choice Prüfung ab. Bei Bestehen erhalten Sie ein international anerkanntes Zertifikat.
Eine Liste von zertifizierten Schulungsanbietern finden Sie auf https://www.buildingsmart.de/schulungspartner oder https://www.buildingsmart.co.at/bim-ausbildung/. Wir bieten diesen Kurs für derzeit 3900€ für ein Team an, pro Teilnehmer fallen noch einmal 300€ für Zertifikat und Prüfung an. Mehr Infos finden sie auf https://www.buildinformed.com/kurse/bim-foundation/
Wenn Sie nicht so tief eintauchen wollen und kein Zertifikat benötigen, bieten wir auf Wunsch einen 4stündigen Crashkurs zu BIM an. Diese schlägt mit 700€ zu Buche. Danach wissen Sie alles Wichtige zu BIM und können mitreden.
Und wenn Sie sich lieber im Selbststudium weiterbilden wollen, empfehle ich Ihnen das https://www.buildingsmart.co.at/bimcert-handbuch-2024/ der buildingSMART Austria. Als PDF ist es sogar kostenlos.
BAP, LOIN und MIDP
Da sind sie wieder: Die Abkürzungen! Zu Beginn des Projektes müssen Sie darlegen, wie Sie die BIM Anforderungen des Auftraggebers umsetzen wollen. Diese sind in der AIA (Auftraggeber-Informations-Anforderungen) festgelegt. Im BAP (BIM Abwicklungs-Plan) benennen Sie Verantwortliche, definieren die verwendete Software und erklären Ihre Qualitätskontrolle.
Ebenfalls legen Sie fest, wann Sie welche Daten liefern. Dies geschieht im Datenlieferungsplan, auch bekannt als MIDP (Master Information Delivery Plan).
Zu guter Letzt müssen Sie sich noch den LOIN (Level OF Information Need) anschauen und überarbeiten, den Ihnen der Auftraggeber bzw. sein BIM Manager zur Verfügung gestellt hat. Darin wird definiert, wie detailliert die Modelle geometrisch aufgebaut sind und welche alphanumerischen Informationen die Bauteile beinhalten. Der LOIN ist übrigens je nach Projektphase unterschiedlich.
Als BIM Gesamtkoordinatoren übernehmen wir die Erstellung dieser Dokumente. Zu Projektstart fallen dazu ca. 3500€ an, für die Anpassung zu neuen Projektphasen rechnen wir mit jeweils grob 1000€.
LOIN
Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit dem LOIN ist wichtig, da das Befüllen von Bauteilinformation gerade in der Ausführungsphase und Fertigstellung aufwändig sein kann. Nicht benötigte Information soll daher (in Abstimmung mit dem Auftraggeber) aus dem LOIN gestrichen werden.
Testlauf
Um böse Überraschungen beim Datenaustausch zu vermeiden, erfolgt zu Projektstart ein Testlauf zwischen den Projektbeteiligten. Jeder stellt aus seiner Software ein einfaches Modell im geforderten Format zur Verfügung. Dabei wird Folgendes überprüft:
- Format und Struktur des Modells
- Lagerichtigkeit des Modells
- Kann das Modell von den anderen Planern in ihre Software eingelesen werden?
Der Aufwand dafür ist in der Regel nicht größer als 2 bis 3 h und damit überschaubar.
Selbstprüfung
In regelmäßigen Intervallen (in der Regel alle 2 Wochen bis 1mal monatlich) müssen die Planer ihre Modelle auf eine gemeinsame CDE (Common Data Environment) bzw. Projektplattform hochladen. Die Prüfung der eigenen Modelle erfolgt dabei durch die Planer selbst. Diese Selbstprüfung hält den Prozess schlank und gibt die Kontrolle über die Modelle wieder in die Hände der Architekten und Ingenieure (und reduziert die Kosten für die Gesamt-Koordination).
Wir haben dazu sehr gute Erfahrung mit BIM Collab Zoom gemacht: Die Software ist sehr intuitiv und Prüfungen auf interne Kollisionen oder vollständigen Informationsgehalt sind einfach möglich.
Die Kosten für BIM Collab Zoom belaufen sich auf ca. 50€ pro Monat für den Projektraum (wo Auffälligkeiten dokumentiert und zugewiesen werden) sowie ca. 90€ pro Monat für ein Prüf-Lizenz, die alle Beteiligten abwechselnd nutzen können.
Koordinationssitzungen
Nachdem alle Fachmodelle auf der CDE bereitliegen, überprüft die BIM Gesamt-Koordination die Qualität des Gesamtmodells im Vorfeld und dokumentiert Auffälligkeiten. Neben einer Kontrolle der einzelnen Fachmodelle geht es hier vor allem um
- Modellbenennung und richtiges Format (z.B. ist die Datei IFC4)
- Lagerichtigkeit
- einheitliche Geschoßstruktur
- modellübergreifende Kollisionen (z.B. Kabeltrasse mit Luftkanal)
Die Ergebnisse werden in einer Koordinationssitzung besprochen, die zwischen 45 min und 90 min dauert. Für eine solche Sitzung inklusive der Vor- und Nachbereitung berechnen wir ca. 600€. Solche Koordinationssitzungen finden je nach Projektphase 1- bis 2‑mal im Monat statt.
BIM in der Ausführung
Soll BIM auch in der Ausführungsphase angewandt werden, müssen die Leistungsverzeichnisse der einzelnen Gewerke auch die Leistungen zu BIM enthalten. Je nach Projekt kann dies sehr unterschiedlich ausfallen, für einen durchschnittlichen Hochbau rechnen wir mit einem Aufwand von ca. 2500€.
Wer erstellt die Bestandsdokumentation?
Ein wichtiger Punkt ist das Thema As-Built alias Bestands-Dokumentation. In der Regel sollen die Modelle an den tatsächlichen Ausführungsstand angepasst werden. Oft wird dazu während der Ausführung ein Laserscan durchgeführt, auf dessen Basis die Modelle dann angepasst werden. Ausführende sind oft nicht in der Lage, diese Leistung zu erbringen. Daher liegt die Aufgabe dann beim Planer (der ohnehin das Modell erstellt hat), relevante Änderungen wie geänderte Trassen nachzuführen. Zusätzlich werden meist noch Informationen zu Herstellern, AKS-Nummern oder ähnliches gefordert, die es im Modell zu ergänzen gilt. Dieser Aufwand ist auf jeden Fall vor Beauftragung abzuklären und muss entsprechend kalkuliert werden.
Einen Vergleich zwischen Laserscan und Modellen können wir durchführen und als eingefärbte Punktwolke ausgeben, mehr dazu unter BIMAC.
Sind Sie bereit für BIM?
Als Planer stellen Sie sich wahrscheinlich die Frage, ob Sie die Voraussetzungen für BIM erfüllen, und welche das sind. Prinzipiell müssen Sie Folgendes können:
- in 3D planen und alle Pläne aus diesem 3D Modell ableiten
- IFC mit erforderlichen Informationen exportieren
- IFC anderer Gewerke in Ihre Software einlesen
- Das Einlesen von Punktwolken kann von Vorteil sein, ist aber nicht zwingend
Mehr zu den Leitungsbildern BIM
BuildingSMART Austria hat übrigens sämtliche Leistungsbilder zu BIM ausführlich dokumentiert: https://www.buildingsmart.co.at/wp-content/uploads/2022/11/LM.BIM-2022.pdf
Fazit
Der Aufwand für eine BIM Gesamt-Koordination hängt natürlich von der Projektgröße und den beteiligten Gewerken ab. Grob können Sie aber mit durchschnittlichen Kosten von 1500€ pro Monat rechnen.
Fragen Sie uns gerne an, wenn Sie mehr wissen wollen.