Sie interessieren sich dafür, ein Bestandsgebäude in ein BIM-Modell überführen zu lassen und möchten die Kosten wissen? Wir sprechen in diesem Blog über die kostenrelevante Faktoren, geben Richtpreise an und beschreiben den Ablauf bei der Erstellung eines BIM-Modells.
Anforderungen durch LOIN
Zentraler Faktor für die späteren Kosten sind die Anwendungsfälle und damit verbundenen Anforderungen, die Sie an das Modell stellen. Dies können sein:
- Umbauplanung im Bestand
- Ermittlung von Abbruchmassen
- Visualisierung
- Grundlage für Analysen (z. B. statische Nachweise)
Anhand dieser Anforderungen wird die erforderliche und zu bestellende Modellqualität im LOIN definiert
- welche Gewerke werden im Modell abgebildet
- In welcher geometrischen Detailierung werden Bauteile dargestellt
- welche Eigenschaften müssen die Bauteile besitzen
- in welchem Format wird das BIM-Modell übergeben
Eine ausführliche Beschreibung zum Thema LOIN finden Sie in unserem Blog unter https://www.buildinformed.com/loin-level-of-information-need/ . Die darin erwähnten LOIN-Kataloge können Sie in unserem Shop unter https://www.buildinformed.com/produkt-kategorie/kataloge/ kostenfrei herunterladen.
Erstellen Sie den LOIN für Ihr Projekt selbst, ergibt sich hier der erste Aufwand: Sie werden sich bei Ihrem ersten Projekt in das Thema einarbeiten müssen und dazu voraussichtlich ein paar Tage benötigen. Alternativ können Sie mit uns den passenden LOIN erstellen. Durch unserer Erfahrung benötigen wir dazu in etwa 2 Stunden. Sofern wir später das Modell erstellen, ist dies natürlich in unserem Auftrag inkludiert.Ohne LOIN ist die Bestellqualität nicht definiert. Dies führt entweder zu:
- überdetaillierten Modellen, die wiederum mit unnötigen Mehrkosten verbunden sind
- zu Modellen, denen die nötige Information fehlt und nachgearbeitet werden müssen. Durch die Nacharbeit entstehen Zeitverzug und Mehrkosten , die oft über den Kosten eines Modells liegen, das von Anfang an passend bestellt wurde.
Vermessung und Punktwolken
Für die Erstellung von BIM-Modellen werden fast ausschließlich Punktwolken verwendet, die die Realität millimetergenau in Form von Millionen von Punkten abbilden. Hierzu werden entweder terrestrische oder mobile Laserscanner verwendet. Terrestrische Laserscanner liefern eine höhere Genauigkeit, benötigen aber gegenüber den mobilen Varianten mehr Zeit zur Erfassung eines Gebäudes.
Alternativ können Gebäude auch mit Drohnen und Photogrammmetrie erfasst werden. Hierbei werden aus Bilddaten Punktwolken errechnet. Diese Methode ist allerdings weniger genau und wird bei schwer zugänglichen Bauteilen wie Dächern oder großen Flächen im Außenbereich angewendet, wo eine geringere Genauigkeit gefordert wird.
Die Preise für Laserscanning sind abhängig von der Zugänglichkeit und Komplexität eines Gebäudes, eine Tiefgarage mit großflächigen Räumen ist günstiger als ein komplexer Technikkeller. Grober Richtwert für ein Bürogebäude sind 1,20€ pro m² bis zu 2,00€ pro m² für einen komplexen Altbau bei einer terrestrischen Lösung.
Mobile Erfassung kostet nur die Hälfte: hier kann man mit Quadratmeterpreisen zwischen 0,60€ und 1,00€ rechnen.
Anmerkung: Alle Quadratmeterangaben basieren auf der Brutto-Geschoss-Fläche (BGF)
Punktwolken sollten auf jeden Fall von erfahrenen Vermessern erstellt werden, besonders wenn es sich um komplexe und mehrgeschossige Gebäude handelt. Eine falsche Punktwolke wird ein ebenso falsches Modell liefern.
Vermessernetzwerk
Empfehlenswerter Vermesser, mit denen wir regelmäßig zusammenarbeiten, finden Sie au unserer Partnerseite. Gerne vermitteln wir Ihnen auch direkt den passenden Kontakt.
Viewer als Abfallprodukt: Einen Viewer mit vernetzten 360°-Panoramen liefert Ihnen heutzutage jeder Vermesser mit. Damit können Sie Ihr Gebäude jederzeit virtuell begehen.
Modellierung
Die erzeugten Punktwolken werden in eine BIM-Software (auch Authoring Tool genannt) geladen, um darin das BIM-Modell zu erstellen. Auch wenn es Lösungen am Markt gibt, die eine automatisiere Erstellung von Modellen versprechen, bevorzugen wir das manuelle Modellieren. Bei der automatischen Modellerzeugung entstehen derzeit noch zu viele Fehler und damit Nacharbeit, mehr zu diesem Thema finden sie in meinem Vortag von der INTERGEO
Die Preise für Modellierung sind flächenabhängig und hängen stark vom geforderten LOIN sowie dem zu modellierenden Gebäude ab. Wir bei Build Informed schätzen bei der Angebotserstellung für Modellierung immer nach nachstehenden Richtpreisen pro m², gleichzeitig wägen wir auf Basis unserer bisherigen Modelliererfahrung den zeitlichen Aufwand abschnittsweise ab. Auf Basis beider Ergebnissen erstellen wir letztendlich unser Angebot.
Bei der Einschätzung des zeitlichen Aufwand sind Erfahrungswerte und die subjektive Beurteilung des Gebäudes wesentlich (was einen eigenen Blog füllen würde) , aber nachstehend finden Sie unsere Richtwerte für die Modellerstellung in Revit.
Richtpreise Architektur symbolisch (ehemals LOD200)
Für die Architektur können Sie in symbolischer Darstellung (ehemals LOD200) grob mit 1,20€ bis 1,80€ rechnen. Der Preis hängt stark von der Nutzung des Gebäudes und seiner Komplexität ab. So ist auf den Quadratmeter eine regelmäßige und großräumige Industriehalle günstiger als ein kleines, denkmalgeschützes Wohngebäude.
Die Komplexität lässt sich mit dieser Liste einstufen:
- gering
einfache Raumaufteilung, ohne Versprünge oder Nischen, zB entkerntes Gebäude - mittel
regelmäßige Raumaufteilung, wenig Höhenversprünge, keine Nischen - hoch
unregelmäßige und kleinteilige Raumaufteilung, viele Versprünge oder Verwinkelungen, Nischen, zB Altbau
Richtpreise Architektur vereinfacht (ehemals LOD300)
Bei vereinfachter Darstellung (ehemals LOD 300) werden zusätzlich noch Planunterlagen zugezogen, um Materialität und Schichtaufbauten wie Fußböden modellieren zu können, da solche Information in Punktwolken nicht sichtbar ist. Daraus resultieren höhere Modellierpreise, die sich grob zwischen 1,70€ und 2,50€ bewegen.Im Bereich der TGA schwanken die Preise noch stärker, auch hier ist die Komplexität entscheidend:
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punktuelle Verteilung (blau) einzelne Steigzonen, typisch für den Wohnungsbau und viele Büros
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flächige Verteilung (grün) flächige Verteilung, meist im Bereich der Decke, typisch für Tiefgaragen
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raumfüllend (rot) raumfüllende Installationen, Technikzentralen
Technikzentralen
Bei raumfüllenden Installationen ergeben sich oft höhere Scanpreise, da in 2 Höhen gescannt werden muss, um die gesamte Haustechnik zu erfassen.
TGA pro Gewerk symbolisch (ehemals LOD200)
Symbolische TGA umfasst die Außenkontur von Leitungen und Kanälen inkl. Dämmung, Hautpverteiler und Kabeltrassen.TGA pro Gewerk detailliert (ehemals LOD400)
Detaillierte TGA umfasst Bauteile wie Ventile, Messgeräte, Dämmungen, leuchten oder kleinere Verteiler.Das Modellieren in Niedriglohnländern ist günstiger als die von uns angebotenen Preise. Je höher Ihre Anforderung an das spätere Modell ist, desto mehr macht eine Erstellung in Ihrem Land bzw. im D‑A-CH-Raum Sinn. Unsere Modellierer kommen aus der Baubranche und verstehen nationale Begrifflichkeiten und Baukultur.
Kommunikation
Eine laufende Abstimmung zum Stand des Modells macht speziell bei großen Projekten Sinn und eliminiert Unklarheiten von Beginn. Auch während der Erstellung des Modells tauchen oft Fragen auf, die in einem gemeinsamen Treffen anhand des Modells geklärt werden können. Wir halten dazu alle 1 bis 2 Wochen Jour Fixes ab.
Diese Treffen erzeugen Aufwand auf Ihrer wie unserer Seite. Für maximale Transparenz preisen wir diesen Kommunikationsaufwand als eigene Position in unseren Angeboten aus.
spätere Bearbeitung des Modell — IFC
openBIM und IFC sind in aller Munde, wir sehen diese Diskussionen ganz pragmatisch. Wir liefern gerne IFC-Modelle, die sich als Planungsrundlage vielfaltig nutzen lassen.
Falls Sie aber diese Modelle weiterbearbeiten wollen und Umplanungen vornehmen, empfehlen wir Ihnen auf jeden Fall ein natives Format: Unsere Modelle werden in Revit erstellt und wir geben Sie gerne in diesem Format an Sie weiter. Sollten Sie andere Formate (z.B. ArchiCAD, Microstation etc.) benötigen, sprechen Sie vorher mit uns, ob eine Modellerstellung durch uns sinnvoll ist.
Qualitätssicherung
Ein Bestandsmodell lebt primär von seiner Vollständigkeit und geometrischen Genauigkeit. Um diese sicherzustellen, haben wir unseren eigenen Algorithmus entwickelt, der Abweichungen zwischen Punktwolke und Modell als Heatmap einfärbt. Wir kontrollieren laufend die Genauigkeit des Modells und erreichen dadurch eine maximale Abweichung von 2 cm zu planaren Bauteilen wie Wände, Decken und Türen. bei windschiefen Bauteilen wie im Altbau und Gewölben ist die maximale Abweichung 5 cm.
Diesen Punktwolkenvergleich haben wir BIM Accuracy Control getauft, kurz BIM.AC. Wir bieten ihn ebenfalls als Service an, Mehr dazu erfahren Sie unter BIM.AC-Überblick. Die Kosten belaufen sich bei 400€ pro Berechnung und einem Modell. Soll das Ergebnis nach Gewerken und Modellen aufgetrennt werden, berechnen wir Staffelpreise:
- 2 Gewerke = 600€ pro BIM.AC
- 3 Gewerke = 700€ pro BIM.AC
- 4 Gewerke und mehr = 800€ pro BIM.AC
Falls wir ein Modell für Sie erstellen, ist der BIM.AC im Angebot bereits inkludiert und wird Ihnen übermittelt.
Fazit
Der Preis für ein Model lässt sich nicht auf einen einzigen Preis für den Quadratmeter runterbrechen, sondern wird von verschiedenen Faktoren bestimmt, vor allem von dem — im LOIN definierten — Modellinhalt und er damit geforderten Bestellqualität. Einen guten Eindruck finden Sie an Beispielen auf Beispielpreise für 3D-Bestandsmodelle
Bei uns erhalten Sie geprüfte Modelle, erstellt in Österreich von echten Menschen, die sich mit Bauen auskennen. Wir liefern Ihnen IFC-Modelle und natürlich REVIT-Modelle, die Sie später problemlos weiterbearbeiten können, sofern Sie auch REVIT nutzen.